Wartung & Service
Auch Sie bremsen hinten! – Die Bremse an der Hinterachse

Egal, ob Autos einen Front- oder Heckantrieb haben, ohne die Bremsen hinten am Auto würde ein kontrolliertes Verzögern der Fahrgeschwindigkeit nur schwer möglich sein. Eine Gefahrenbremsung würde ohne die Bremsen hinten zu einem Abenteuer werden. Welche Techniken werden beim Auto für die Bremsen hinten eingesetzt? Welche physikalischen Gesetze spielen eine Rolle? Was sind die Schwachpunkte und worauf muss man als Fahrer achten?
Praktische Physik – Trägheit der Masse
Jeder von uns weiß was passiert, wenn bei einem Fahrrad oder Motorrad das Vorderrad plötzlich blockiert. Das Hinterrad schiebt nach vorne, hebt sich an und im ungünstigen Fall kommt es zum Überschlag. Diesen Effekt beschreibt die Physik als die Trägheit der Masse. Ein Körper, der wie die Hinterachse nicht abgebremst wird, will seine Geschwindigkeit beibehalten und drückt nach vorne. Beim Auto würde es zwar nicht zum Abheben führen, doch der verminderte Druck und die reduzierte Straßenhaftung auf der Hinterachse macht das Fahrzeug instabil und unkontrollierbar. Deshalb ist es auch bei Autos notwendig, dass bei der Verzögerung die Bremsen hinten voll funktionsfähig sind.
Beim Bremsen lasten die größeren Kräfte auf der Vorderachse. Sie muss den größten Teil der Kraft aufbringen, schließlich schiebt das Fahrzeug beim Bremsen von hinten nach vorne. Ein kluges Bremssystem ist so ausgelegt, dass die Bremskraft vorne und hinten entsprechend den Erfordernissen angepasst ist. Beim Motorrad muss der Fahrer die verschiedenen Kräfte selbst regulieren. Beim Auto werden die Bremsen hinten über den Bremsdruckregler gesteuert, der ein Überbremsen automatisch verhindert.

Bremsen hinten – Trommel- oder Scheibenbremsen
Während unsere Autos an der Vorderachse heute alle serienmäßig mit Scheibenbremsen ausgestattet sind, kommen bei kleineren Modellen an der Hinterachse noch immer Trommelbremsen zum Einsatz. Da die Bremsen hinten einer geringeren Belastung und einem geringeren Verschleiß unterliegen, sind die Trommelbremsen eine günstige Alternative zur Scheibenbremse. Für den Fahrer spielt das in der Praxis keinen Unterscheid, da die Bremskraft zwischen den Bremsen hinten und vorne nicht getrennt gesteuert werden kann.
Pflege, Wartung, Fahrertraining
Alle Theorie ist grau und muss erst in der Praxis erprobt werden. Bremsen in Gefahrensituationen ist ebenso eine Frage des Könnens - wie auf nassem oder glattem Untergrund. Die Automobilclubs bieten spezielle Fahrtrainings an, bei denen das Verhalten in Extremsituationen geübt werden kann. Wann muss ich bremsen, wie stark darf ich bremsen. Das Anti-Blockier-System (ABS) hilft dem Fahrer heute schon in vielen Situationen, das Fahrzeug schneller und ohne blockierte Reifen zum Stehen zu bringen, es kann dem Fahrer aber nicht alles abnehmen.
Neben dem fahrerischen Können ist eine regelmäßige Kontrolle der Bremsen hinten und vorne notwendig und sollte nicht nur für die Vorführung zur Hauptuntersuchung erfolgen. Entweder jährlich oder aber nach einer Fahrleistung von 15.000 km ist eine Prüfung der Bremsen und Bremsanlage sinnvoll.
Bei Fragen rund um die Bremse stehen wir Ihnen jederzeit zur Verfügung.

Kommentare
Kommentar von Phil am
Mir ist fast drei Jahre später das gleiche aufgefallen wie Jens: "dass die Haftung abnimmt, wenn die Hinterradachse nicht bremst ist schlcihtweg falsch. Jedes Drehmoment verringert die Reibung, somit hat die HInterachse die höchste Reibeung wenn sie keine Bremsen besitzt. " Dies ergibt sich aus dem Kammschen Kreis!
Warum hält der Autor dieses Artikels nach wie vor an dieser offensichtlichen Fehlinformation fest?
Meine Frage, die mich zu diesem Artikel geführt hat, ist: "Welche negativen Auswirkungen auf das Fahrverhalten hätte eine ungebremste Hinterachse?" Leider liefert auch dieser Artikel keine Antwort, da seine Aussagen auf falschen Annahmen basieren.
M.E. führt eine ungebremste Hinterachse lediglich zu einer leicht verringerten Verzögerung bei einer Vollbremsung (und kurz davor) sowie einem in der Funktion eingeschränkten ESP. Eine gebremste Hinterachse scheint demnach ursprünglich hauptsächlich den Zweck der Redundanz und Bremskraftaufteilung erfüllt zu haben. Erst seit der Einführung von ESP wären demnach Bremsen an der Hinterachse zwingend erforderlich. Schade, dass ich in diesem Artikel weder eine Bestätigung noch eine Widerlegung meiner Theorie finden konnte.
Kommentar von Jens am
Hallo,
dass die Haftung abnimmt, wenn die Hinterradachse nicht bremst ist schlcihtweg falsch. Jedes Drehmoment verringert die Reibung, somit hat die HInterachse die höchste Reibeung wenn sie keine Bremsen besitzt. Gemeint ist hier (aber nur u.a.) die Massenträgheit, wenn ihre Trägheit nicht mehr in den Schwerpunkt zeigt.
Kommentar von Wolfgang Kuhn am