Ausgebremst
Ergänzender Kommentar zu unserem Volkswagen Post

Na da haben wir mit unserem letzten Beitrag bei einigen Facebook-Usern wohl den ein oder anderen Nerv getroffen und uns ein paar kritische, aber sachliche Kommentare abgeholt :) Wir versuchen da mal genauso sachlich drauf zu antworten:
Fakt ist: VW hat sich nicht an die Regeln gehalten und vorsätzlich günstigere Motoren mit schlechteren Abgaswerten in ihre Fahrzeuge eingebaut, als auf Grund der Zulassungsbestimmungen und Abgasvorschriften zulässig gewesen wäre. Und warum? Um den Gewinn zu maximieren!
Durch den Einsatz einer manipulativen Software, die dem Prüfstand vorgaukelt sauberer zu sein, als man eigentlich ist und auf dem Papier die Bestimmungen doch noch zu erfüllen, hat VW betrogen - da gibt es nichts dran zu rütteln.
Die Folgen dieses Handelns - wenn es dann doch mal auffliegt - waren den Verantwortlichen sicherlich bekannt und wurden stillschweigend toleriert.
Wer da nun Politik gegen wen macht, steht hier ja gar nicht zur Debatte. Natürlich ist dieser Skandal für die Mitbewerber ein gefundenes Fressen - aber hier handelt es sich ja nicht um ein fiktives Problem oder “üble Nachrede” - die Manipulationen sind eindeutig nachgewiesen und werden von VW ja auch zugegeben.
Einer Verschwörungstheorie, dem neuen US-Passat vorsätzlich das Stigma des Umweltverpesters anzuhaften um die eventuell zu erwartenden Verkaufszahlen zu Gunsten anderer Hersteller zu beeinflussen, stehen die VW US-Marktanteile von 2-3% entgegen. VW hat es seit Jahren nicht verstanden, die richtigen Autos für den US-Markt zu bauen - von Marktanteilen wie bei dem Käfer ist nur noch zu träumen. Das Agieren von VW im US-amerikanischen Markt kann auch nur als untypisch tituliert werden. Entgegen der sonst dort üblichen Vorgehensweise wird hier nicht jedes Jahr ein neues und überarbeitetes Modell mit zusätzlichen Features auf den Markt geworfen, sondern länger an bestehenden Modellen festgehalten.
Natürlich werden VW die astronomischen Strafzahlungen in den USA mehr als weh tun - aber wenn man sich nicht an die Regeln hält, muss man auch damit rechnen, “auf die Finger” zu bekommen. Dass das in den USA andere Ausmaße annehmen kann, als in vielen anderen Ländern dieser Erde, ist nicht erst seit dem “heißen Kaffee” bei McDonalds bekannt! Da wird halt mit anderen Summen als hierzulande gespielt, wobei die Höhe der gesamten Strafzahlungen noch völlig offen ist und bis dato noch überhaupt nicht beziffert werden kann. Hier bleibt nur abzuwarten, auf welche Summe sich das aufsummiert und ob es dann evtl. doch unternehmensgefährdend werden könnte.
Traurig ist auf jeden Fall, dass dieser Skandal wohl zu einem nicht unbedeutenden Teil auf dem Rücken der kleinen Arbeitnehmer ausgetragen werden wird - erste Entlassungen, Stellenstreichungen und Einstellungsstopps werden vermutlich nicht lange auf sich warten lassen. Ein weiterer trauriger Fakt ist der potentiell drohende Imageverlust des Gütesiegels “Made in Germany”.
Eine Möglichkeit der Verteidigung wäre jetzt der Angriff und das Suchen nach anderen “Schummlern” unter den Mitbewerbern. Aber bis jetzt sitzt VW ganz alleine in diesem Boot, steht zu dem “Vergehen”, bittet seine Kunden um Entschuldigung und verspricht deren Vertrauen zurück zu gewinnen (siehe z.B. die zweiseitige Anzeige in div. Zeitungen zum 25. Jahrestag der deutschen Einheit).
Warum steht man seitens VW so offenherzig und schuldbewusst zu diesem Skandal und verweist nicht auf andere Hersteller, die den gleichen “Schmu” machen und stellt die Vorgehensweise vielleicht sogar als allgemein üblich dar? Vielleicht weil man der einzige Hersteller ist, der diese “Lösung” mal ausprobiert hat und sich seit Jahren damit sehr gute Gewinne “erschummelt” hat?
Bis dato ist kein weiterer Hersteller aufgefallen, der die Zulassungsbestimmungen inkl. der Abgasvorschriften für seine Fahrzeuge in den Märkten USA, EU Asien etc. absichtlich zum Zwecke der Gewinnmaximierung überschreitet und dieses dann auch noch softwareseitig verschleiert. Das hat bis jetzt nur VW gebracht!
Natürlich gibt es Fahrzeuge (hier seien auch gerne die großmotorisierten, amerikanischen Trucks, SUVs und Musclecars - aka “vorsinnflutlicher Amidreck” genannt) die von vorneherein schon “dreckiger” sind, als es ein Passat jemals sein könnte. Aber diese Fahrzeuge sind so zugelassen worden und entsprechen in ihrer “Dreckigkeit” dem, was für diese Fahrzeugklasse und das Land zulassungsfähig ist. Sicher nichts, was unsere Umwelt und unsere Gesundheit erfreut - aber wenigstens ehrlich dreckig und kein “Blender”, wie der EA189 Motor von VW.
Eine wirkliche Alternative sind US-amerikanische Fahrzeuge für die wachsende Zahl der umweltbewussten Amerikaner sowieso nicht. Hier weht der Wind in Form von Toyota Camry oder Honda Accord eher aus Asien.
Bei vielen US-Käufern steht die Marke VW eben nicht für “hip” oder billig - Solidität und Sauberkeit sind die Hauptargumente für den Kauf eines Volkswagens. Dass dieses Versprechen nun in Teilen deutlich gebrochen wurde, enttäuscht und verärgert die Käufer eines vermeintlich umweltfreundlichen Fahrzeugs zu Recht!
Und das bringt uns auch zum Konsens der ganzen Diskussion: Wer sich nicht an die Grenzwerte hält (egal wie hoch oder niedrig diese sind) und der Allgemeinheit softwaretechnisch vorgaukelt eine reinere Weste zu haben als es der Wahrheit entspricht, muss mit den daraus resultierenden Strafen leben!
Dass andere, Grenzwert-treue Hersteller, durch diesen Skandal Vorteile im Absatzmarkt genießen, ist durchaus wahrscheinlich - soll hier aber nicht Thema sein. Irgendjemand profitiert fast immer davon, wenn jemand anderem etwas schlechtes passiert.
