Blickpunkt
Optimieren – aber richtig
Gerade bei Bremsen kann viel Geld ausgegeben werden, und gerade hier werden beim Auf- und Umrüsten viele Fehler gemacht. Zum Teil richtig teure und letztlich unnötige Fehler. Denn oftmals fehlt dem Käufer einfach die notwendige Erfahrung, um zu wissen, welche Komponenten miteinander harmonieren und welche Bremsanlage für welchen Einsatzzweck überhaupt tauglich ist.
Nicht immer alles NEU
So beeindruckend eine Mehrkolbensattel- Bremsanlage die Felge auch ausfüllt – die Frage bleibt offen, ob solche kostspieligen Umbauten immer die richtige Wahl sind. Vielmehr zeigt die Praxis, dass sich ein Großteil der Bedürfnisse oder Probleme viel einfacher und kostengünstiger lösen lässt. Ein Tausch der gesamten Bremsanlage ist somit nicht das erste Mittel der Wahl, denn die Bandbreite von verfügbaren Bremskomponenten in Serienabmessungen sind so vielfältig, dass bereits durch den Wechsel von Bremsbelägen oder Bremsscheiben eine gravierende Leistungssteigerung der Bremsanlage erzielt werden kann.
Was ist die Scheibe ohne den Belag?
Die Vielzahl an verschiedenen Bremsbelägen je Fahrzeugmodell ist kaum mehr zu überblicken. So bietet auch AT-RS für nahezu jedes Fahrzeug, für jeden Fahrstil und jeden Einsatzzweck Bremsbeläge an. Bekanntermaßen müssen Bremsbeläge ganz unterschiedliche Eigenschaften erfüllen. Im Vordergrund steht hierbei immer die Sicherheit, darüber hinaus gibt es Anforderungen hinsichtlich des Bremskomforts (Quietschen), der Bremseigenschaften (Pedalgefühl, Ansprechverhalten) sowie hinsichtlich der physikalisch-technischen Eigenschaften, so beispielsweise Verschleiß, Staubentwicklung und Korrosionsverhalten.
Aus diesem Grund finden sich Semimetallische Beläge, Low Steel- oder Low Metallic-Beläge, Sintermetall-Beläge, Non Asbestos Organics- oder Organic-Beläge, Hybrid-Beläge und Keramik-Beläge in modernen Automobilen. Jedes Materialkonzept beziehungsweise jede Reibmaterialfamilie verfügt über spezifische Eigenschaften hinsichtlich Leistung, Komfort, Lebensdauer, Bremsstaub-Entwicklung, Leistungsbereich, Temperaturbeständigkeit, Reibwert, Dosierbarkeit, Ansprechverhalten etc.
Beim Aufrüsten von Bremsscheiben tauchen immer wieder Fragen auf: Sind geschlitzte Bremsscheiben oder aber gelochte oder gelochte und zusätzlich geschlitzte besser geeignet zur Leistungssteigerung des Brems-
systems? Welche bremsen besser, welche halten länger?
Prinzipiell werden Bremsscheiben mit Löchern oder Schlitzen versehen, um die Abfuhr der entstehenden Wärme und Gase zu beschleunigen. Gleichzeitig verbessern solchermaßen präparierte Scheiben das Ansprechverhalten bei Nässe, weil die auf der Scheibe anhaftende Flüssigkeit schneller abfließen kann. Ähnliches gilt für den Bremsstaub, der ebenfalls auf diese Weise entfernt wird. Gleichzeitig wird der Reibwert von Bremsscheibe und Bremsbelag auch bei Nässe stabil gehalten.
Wenn es auch auf den ersten Blick egal zu sein scheint, ob Löcher und/oder Schlitze die Bremsscheibe zieren, so ist es technisch gesehen doch ein großer Unterschied. Denn: Schlitze oder Nuten auf der Bremsscheibe befinden sich stets nur auf der Oberfläche der Bremsscheibe, während Löcher die Bremsfläche durchbohren und sie dabei mechanisch schwächen.
Für das Nachrüsten von Bremsscheiben bieten sich gelochte ebenso wie geschlitzte Exemplare an. Im Vordergrund steht hier für Kunden erfahrungsgemäß meistens eine bessere Performance gepaart mit einem besseren Ansprechen der Bremse bei Nässe. Natürlich spielt auch die attraktive Optik einer solchen Bremse eine Rolle bei der Kaufentscheidung. Aufgrund der höheren Standfestigkeit bei Extrembelastung werden im Motorsport jedoch zu 95 Prozent geschlitzte Scheiben eingesetzt. Auch wir von Autoteile Ralf Schmitz empfehlen unseren Kunden geschlitzte Scheiben zur sportlichen Aufrüstung.
Warum diese Vielfalt?
Viele Autofahrer fragen uns immer wieder, ob diese – für den Laien durchaus verwirrende – Vielfalt denn sein müsse. Die Antwort ist klar: Ja, diese Vielfalt muss sein, denn Bremsbeläge und Bremsscheiben sind speziell auf den jeweiligen Markt, den Einsatzzweck, das Fahrzeug, die Funktion und sogar auf den individuellen Fahrstil abgestimmt. Sollten die sich durch die Auswahl ergebenden Möglichkeiten nicht zielführend sein, so bietet die Bandbreite an erhältlichen Umrüstungen auf Mehrkolbenbremssättel gute Alternativen. Die verfügbaren Komponenten ermöglichen eine vielfältige Anwendung. Dabei muss die Bremsanlage jedoch sorgfältig abgestimmt werden.
Rahmenbedingungen nicht vergessen
Immer wieder kommt es auch vor, dass teure Komponenten verbaut werden, aber eine Verbesserung der Bremsleistung ausbleibt. Bei Serien- wie bei Motorsportfahrzeugen zeigt sich, dass die Belüftung des Radhauses zur Steuerung der Bremsentemperatur dabei ein vielfach unterschätzter Lösungsansatz bei Bremsproblemen ist. Denn gerade Hochleistungsbremsen reagieren auf Abweichungen ihrer optimalen Arbeitstemperatur überdurchschnittlich empfindlich. Eine zusätzliche Belüftung des Radhauses kann hier Wunder wirken.
Ein sauberer Druckpunkt des Bremspedals ist nicht nur auf der Rennstrecke wichtig. Kostengünstig Abhilfe schafft die Umrüstung auf fadingresistente Stahlflex-Bremsleitungen. Denn selbst bei höchsten Temperaturen der Bremsflüssigkeit dehnen sich Stahlflex- Bremsleitungen nicht aus – der Druckpunkt des Bremspedals bleibt bei Dauerbelastung konstant. Natürlich sollte auch die Bremsflüssigkeit regelmäßig gewechselt werden, da deren Siedepunkt durch die aus der Luft aufgenommene Feuchtigkeit mit zunehmender Zeit sinkt.
Zum Schluss bleibt
Es gibt nicht DIE Bremse, die alle Bedürfnisse erfüllt. Je nach Einsatzzweck, Fahrer und Fahrzeug muss geprüft werden, welche Konfiguration sinnvoll ist und welche Bremsenkombination in Frage kommt!
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